Wie wir zu Hause kochen & essen – Einblicke in unsere heimischen Koch- und Essgewohnheiten
Nachdem ich mir schon angesehen habe, was Männer im Vergleich zu Frauen an einem Tag essen, soll es diesmal beim Blick in die Statistik unter anderem darum gehen, wer häufiger kocht und wer öfter mal zu Fertiggerichten greift. Spielt auch hier die Frage "Mann oder Frau?" die Hauptrolle? Für jeden Zweiten Deutschen hat das Thema Essen einen sehr hohen Stellenwert. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings auch, dass der anderen Hälfte der Bevölkerung Essen weniger wichtig oder weitgehend gleichgültig ist. Schon in meinem Beitrag "Unser täglich Essen - Männer und Frauen im Vergleich" wurde deutlich, dass Frauen wesentlich gesünder essen als Männer. Es ist also nicht verwunderlich, dass bei der Frage nach dem Stellenwert des Essens wieder die Frauen (55%) vor den Männern (41%) landen. Aber gibt es bei den Koch- und Essgewohnheiten im eigenen Haushalt auch Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Kochen Frauen häufiger frisch, während der Mann das Fertiggericht in die Mikrowelle schiebt? Oder sind bei unseren Koch- und Essgewohnheiten andere Kriterien, wie das Alter, der Erwerbs- und der Sozialstatus oder die Haushaltsgröße von größerer Bedeutung?
Zu Hause kochen- scheint lecker zu sein!
Kochen ist auch 2016 überwiegend Frauensache. 80% der Frauen sind zu Hause für das Kochen zuständig, nur bei 35% heißt es "Mann in der Küche" ;-). Von ihren Fähigkeiten am Herd sind stolze 93% der Frauen überzeugt und bezeichnen sich selbst als gute bzw. sehr gute Köchin. Männer hingegen sind weniger von ihren Kochkünsten überzeugt: nur 59% schätzen ihre Fähigkeiten als mindestens gut ein.Erstaunlicherweise scheint den anderen Familienmitgliedern das selbst gekochte Essen (egal wer es zubereitet hat) vorzüglich zu schmecken: 93% geben an, dass der Koch oder die Köchin gut bzw. sehr gut kochen kann. Bei diesem Punkt spielt die Art der Fragestellung natürlich eine wesentliche Rolle. Wer würde schon im Beisein seines Partners sagen: "Meine Frau kocht mittelmäßig" oder "Was mein Mann kocht, geht gar nicht!"Auch Kinder neigen wohl nicht zur absoluten Objektivität und stellen ihren kochenden Eltern schon mal ein besseres Zeugnis aus. Aber egal: Offensichtlich beklagt sich so gut wie niemand (öffentlich) über hausgemachtes Essen - und weil es allen so gut schmeckt, wird auch fleißig selbst gekocht. Nein, das kann man nicht so sagen.
Kochhäufigkeit - Frisch gekocht wird nicht jeden Tag!
Nur in 50% aller Haushalte gibt es täglich selbstgekochtes Essen, in jedem dritten wird noch drei- bis fünfmal in der Woche gekocht. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Erwerbstätigkeit: je weniger Mann oder Frau arbeitet, desto mehr wird täglich gekocht. 37% der in Vollzeit tätige Frauen gab an, fast täglich zu kochen (33% der Männer) dem gegenüber stehen Rentnerinnen, bei denen knapp 82% beinahe täglich am Herd stehen (62% Rentner). Frauen und Männer, die in Teilzeit, geringfügig oder kaum arbeiten bzw. arbeitslos sind, liegen dazwischen (wobei immer die Frauen deutliche höhere Kochhäufigkeiten erreichten).Der Faktor Zeit spielt dabei eine wesentliche Rolle. Ein Drittel gibt an, keine oder zu wenig Zeit fürs Kochen zu haben, bei den Berufstätigen sind es sogar 50%, denen es an der Zeit fürs kochen mangelt. Auch die Größe des einzelnen Haushalts ist für die Kochhäufigkeit relevant. Während in Single-Haushalten signifikant seltener täglich gekocht wird (Frauen 47%, Männer 24%), geschieht dies in Nicht-Single-Haushalten wesentlich häufiger (Frauen 65%, Männer 43%).
In Haushalten mit Kindern steigt die tägliche Kochhäufigkeit zumindest bei den Frauen weiter an (68% vs. 59% ohne Kinder), während bei Männern hier keine signifikante Änderung zu beobachten ist.
Männern und Frauen mit Migrationshintergrund wird in den Statistiken ebenfalls eine deutlich höhere tägliche Kochhäufigkeit (Frauen 71%, Männer 47%) attestiert als dies bei Männern und Frauen ohne Migrationshintergrund der Fall ist (Frauen 59%, Männer 38%).
Nicht wenige Menschen (vor allem Männer) haben aber auch einfach keine Lust (Männer: 14%, Frauen 8%), sich an den Herd zu stellen oder bezeichnen sich selbst als zu faul dazu (Männer: 9%, Frauen 4%).
Der soziale Status scheint dagegen kein geeignetes Unterscheidungsmerkmal in Puncto Kochhäufigkeit zu sein. So gut wie keine Abweichung zwischen den in der Studie herangezogenen Schichten gab es bei der Frage nach dem täglichen Kochen (niedrige soziale Schicht: 61,1%, mittlere soziale Schicht: 61,5%, hohe soziale Schicht: 61,3%) bei den Frauen. Auch bei den Männern (niedrig: 36,3%, mittel: 42,3%, hoch: 39,7%) waren die Unterschiede nicht signifikant.
Fertiggerichte, vor allem bei jungen Menschen und Kochverweigerern beliebt
Klar, selbst kochen braucht Zeit. Erstmal überlegen, was auf den Tisch kommen soll, Rezept suchen, Zutaten einkaufen und dann eben die Zubereitung. Weil man aber was (warmes) essen muss und das nicht jeden Tag auswärts tun möchte, sind Fertiggerichte eine naheliegende Option. So sind es dann auch 40% der Bevölkerung die ein- bis zweimal die Woche auf Fertiggerichte zurückgreifen. Auffällig ist beim Konsum von Schnellgerichten, dass hier vor allem jüngere Menschen gerne mal zum Essen aus der Packung greifen. 42 Prozent der 18-25-Jährigen essen ein- bis zweimal mal in der Woche ein Gericht aus Tüten, Konserven und Co. Auf der anderen Seite stehen auch hier wieder Seniorinnen und Senioren, bei denen lediglich 19% angeben, ein- bis zweimal pro Woche zum Fertiggericht zu greifen.Ähnlich wie bei der Kochhäufigkeit, spielt auch beim Konsum von Fertiggerichten die soziale Schicht eine untergeordnete Rolle. Zwischen Menschen mit guter Bildung und höherem Einkommen auf der einen und Menschen mit geringer Bildung und Geringverdienende auf der anderen Seite gibt es keine gravierenden Unterschiede beim Verzehr von industriell gefertigten Mahlzeiten. Entgegen den Erwartungen (zumindest meinen) sind es hier sogar diejenigen mit guter Bildung, also Abitur oder Studium (44%), die etwas häufiger zu Fertigpizza und Co. greifen als etwas Männer und Frauen mit Hauptschulabschluss (36%).
Einen Zusammenhang gibt es allerdings zwischen der Kochkompetenz und der Kochhäufigkeit: Wer von sich selbst behauptet nicht kochen zu können, landet auch schneller bei der Tütensuppe oder holt sich mal eben was von der nächsten Imbissbude.Während es lediglich 5% der Hobbyköche mehr als dreimal in der Woche zur Tiefkühltruhe oder zum Fast-Food-Restaurant zieht, sind es bei den "Antiköchen" stolze 20%.
Zu Hause essen - am Tisch oder vor dem Fernseher?
Wer schon für die Zubereitung des Essens keine Zeit hat, legt in der Regel auch beim Verzehr keinen gesteigerten Wert auf ein in Ruhe am Esstisch eingenommene Mahlzeit. Vor allem bei Singles (49%) und jüngeren Menschen (39% der 18-25-Jährigen) laufen während des Essens häufig Fernseher und Computer oder es liegt eine Zeitschrift neben dem Teller. Menschen über 55 Jahren nehmen dagegen ihre Mahlzeiten überwiegend ohne Ablenkung am Tisch ein, hier sind es nur 22%, die parallel zum Essen anderen Beschäftigungen nachgehen. Je größer der Haushalt, desto mehr scheint sich das gemeinsame Essen am Tisch durch den Alltag zu ziehen. Bei Familien mit zwei Kindern sinkt der Anteil der "Nebenbeiesser" schon auf ca. 15% ab.Mittagessen und Frühstück: immer seltener zu Hause
Es übrigens nicht nur das Mittagessen, dass immer seltener zu Hause eingenommen wird. Auch beim Frühstück ist die Anzahl derjenigen, die das Frühstück am heimischen Tisch genießen in den letzten zehn Jahren deutlich rückläufig. Und das betrifft, nicht nur (aber vor allem) die Gruppe der 20 bis 50-Jährigen, sondern bereits Kinder im Alter von 3-5 Jahren. Bei den Menschen im mittleren Alter frühstückt nur noch etwas mehr als jeder Zweite daheim, bei den Kita- bzw. Kindergartenkindern sind es noch zwei Drittel. Tendenz: weiter abnehmend. Auf noch niedrigerem Niveau liegt erwartungsgemäß das Mittagessen: hier isst nur noch etwas mehr als ein Drittel der Personen zwischen 20 und 50 Jahren zu Hause. Nur wenig häufiger essen die 3 bis 5-Jährigen (41%) und die 6 bis 9-Jährigen (52%) zu Hause. Leider gibt es keine Zahlen zum Abendessen und es bleibt unklar, ob für die Mehrzahl das Mittagessen oder das Abendessen als Hauptmahlzeit angesehen wird. Auch hier dürfte sich die Gewohnheiten in den letzten Jahrzehnten zugunsten des Abendessens verändert haben, da für Vollzeit-Berufstätige und Ganztags-Kitakindern häufig nur die Abendstunden für ein gemeinsames Essen zur Verfügung stehen.Webwatch zum Thema "Zu Hause kochen & essen"
- Iss was, Deutschland? Studie der Techniker Krankenkasse zum Ernährungsverhalten in Deutschland [Update: Link zu Slideshare, da ursprünglich verlinktes PDF entfernt wurde]
- Determinanten des Kochverhaltens und der Zusammenhang zwischen selbst zubereiteten Mahlzeiten und dem Lebensmittelkonsum von Erwachsenen in Deutschland - Masterarbeit von Anja Borrmann
- Consumers`Choice `15 - Studie der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der Gesellschaft für Konsumforschung GfK
0 Kommentare:
Vielen Dank für Deinen Kommentar!
Hinweis: Mit dem Abschicken Deines Kommentars bestätigst Du, dass Du die Datenschutzbestimmungen gelesen und akzeptiert hast.